1+1+1=1 Transzendente Mathematik?

Lichtdurchflutete Kirche
Bildrechte Pfarramt Weißenbach

„Papa ist der Nikolaus, Mama der Osterhase. Nur wer der liebe Gott ist, habe ich noch nicht herausbekommen.“ Tom, mein kleiner Neffe im Grundschulalter, entpuppte sich als sorgfältiger Beobachter und nüchterner Philosoph. Tja, wer ist Gott? Ein Geheimnis, das denkerisch nicht aufgeklärt werden kann. Erfahrungen sind gefragt, also z.B. dass Gott die Liebe sei. Helfen vielleicht auch klassische theologische Formeln – Gott, das ist der Vater, der Sohn und der Hl. Geist? „Ist“, nicht „sind“, denn der christliche Glaube ist eindeutig monotheistisch, deswegen nur der Singular. Aber wie soll man sich das vorstellen, dass 3 gleich 1 ist? Schwierig, schwierig.

Als erstes muss einmal festgehalten werden, dass (karikaturenhaft überzeichnet) ein „Skatspiel“ dreier göttlicher Wesen, um die behauptete Langeweile in der himmlischen Ewigkeit abwechslungsreich zu gestalten, als völlig abwegiger und unbiblischer Gedanke zu kennzeichnen ist. Wir glauben an einen („1“) Gott!

1+1+1=1? Was soll so eine theo-logische, aber gemeinhin kaum -logische gedankliche „Verrenkung“? Überliefert ist die Geschichte, dass ein bayerischer evangelischer Pfarrer vor etlichen Jahren einmal die Predigt an Trinitatis (so heißt der Sonntag nach Pfingsten) mit der Begründung ausfallen ließ, das Thema sei zu schwierig und er traue sich nicht zu, das korrekt und verständlich der Gemeinde darzulegen.

So konnte die Gemeinde nach einem verkürzten Gottesdienst früher ins Wirtshaus gehen als sonst und vielleicht selbst Skat spielen. Eine solche Vorstellung erinnert ein wenig an den Münchner im Himmel, der voller Sehnsucht nach bierseliger Geselligkeit und frei von himmlischen Vorgaben bei einer irdischen Mission im Hofbräuhaus landete.

Unbestritten ist jedenfalls, dass es Schnittmengen zwischen Gasthaus und Kirche gibt. Haben nicht seit jeher nach dem Gottesdienst beim Stammtisch Gespräche stattgefunden, die ihren inhaltlichen Ausgangspunkt bei der Predigt des Pfarrers nahmen, einen wichtigen Impuls von einer „Institution“ in eine andere erfuhren? Dass ein Gottesdienst sogar in einem Lokal angesiedelt sein kann und sich dabei zeigt, wo wir Gott überall begegnen können, war bei einer jüngst in Eckarts ausgerichteten Feier zu erleben. Die Menschen sangen und beteten zusammen im „Schwarzen Ross“, hörten einander zu, tauschten sich aus – weit über die gottesdienstliche Stunde hinaus. Es ging an den Wirtshaustischen ganzheitlich zu – Geist, Seele und Körper kamen auf ihre Kosten.

Alkoholexzesse und Wirtshausschlägereien mal außen vor gelassen, bietet sich ein Lokal also bestens an, wertvolle Kontakte zu pflegen und den eigenen Horizont zu erweitern. Dass ist auch in anderen Ländern gute Tradition. Beispielsweise trifft man sich in Irland in einem Pub, kommt mit dem, was einen bewegt, an die Theke und erlebt bei einem Pint Guinness Gemeinschaft. Dass das Bierglas ein Kleeblatt ziert, das inoffizielle Nationalsymbol Irlands, schlägt sofort wieder den Bogen ins Theologische. Das shamrock genannte Kleeblatt präsentierte nämlich einst der irische Missionar St. Patrick seinen Landsleuten, um ihnen die Trinität plausibel zu machen. Es handelt sich um ein einziges Blatt, bei dem dennoch drei einzelne Blätter unterscheidbar sind – Gott ist einer und zeigt sich auf drei verschiedene Weisen: als Vater der Schöpfergott, als Sohn der menschgewordene Erlöser, als Geist die lebendig machende Glaubenskraft.

Zugegeben, so ganz erfassen lässt sich dieses theologische Modell (1+1+1=1) dennoch nicht. Das macht aber nichts, zum Glauben gehört das Mysterium. Und beim Nachdenken über Gott gilt der Satz des Kirchenvaters Augustin: „Wenn du es begriffen hast, ist es nicht Gott.“

 

Dirk Hönerlage

 

 

 

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