Ein Interview mit dem neuen Prädikanten Dirk Hönerlage

 

 

Einsegnung Dirk Hönerlage
Bildrechte Anne Perlick
Dirk Hönerlage bekam Segensworte von
seinem Sohn Niels, Walter Fronczek,
Kim Sell, Sabine Schroll und Gerd Kirchner
zugesprochen und wurde von Dekan
Till Roth für sein Amt eingesegnet.

Herr Hönerlage, im Gottesdienst am 4. Juni wurden Sie als Prädikant für den nördlichen Bereich des Dekanats berufen und beauftragt. In Bad Brückenau sind Sie ja vielen Menschen bekannt. Würden Sie sich unseren Leserinnen und Lesern in den anderen Orten kurz vorstellen?

Geboren bin ich in Itzehoe, aufgewachsen in Aschaffenburg. Dort lernte ich auch meine spätere Frau kennen. Wir sind seit vielen Jahren verheiratet, haben 3 Kinder und bislang 3 Enkelkinder. Nach dem Studium der Germanistik und der Ev. Theologie erhielt ich das Angebot, in Bad Brückenau (einem Ort, der mir seinerzeit völlig unbekannt war) als Lehrer tätig zu werden. So verschlug es meine Familie in die Rhön. 35 Jahre lang, bis zu meinem Ruhestand, unterrichtete ich am Franz-Miltenberger-Gymnasium die Fächer Deutsch und Ev. Religionslehre, leitete mit viel Vergnügen eine Theatergruppe und war in verschiedenen AGs aktiv. Fragen der Ethik und Politik spielten für mich schon seit Schülerzeiten eine Rolle, zum Beispiel der Themenkomplex Weltweite Gerechtigkeit. Deswegen gründete ich in Bad Brückenau im Herbst 1987 die Eine-Welt-Initiative, aus der später der Weltladen hervorging. Wichtig ist mir auch die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit – als „Dreischritt“ Erinnerung-Mahnung-Auftrag, nämlich rassistischen und antisemitischen Tendenzen in der Gegenwart entgegenzutreten. Anfangs in einem Schülerseminar, heute in einem Arbeitskreis, versuchen wir gemeinsam eine entsprechende Erinnerungskultur zu fördern.

 

Was waren Ihre Beweggründe, im Ruhestand noch eine Ausbildung zu absolvieren?

Neben der Idee, eine Tätigkeit auszuüben, die mir Spaß machen könnte und die mir sinnvoll erscheint, zu der ich zudem schon als Religionslehrer Zugang hatte, reizte mich auch, die Auseinandersetzung mit theologischen Fragen wieder zu vertiefen.

 

Was ist Ihnen im Gottesdienst besonders wichtig?

Zuerst einmal ist mir die Erkenntnis wichtig, dass zwar jeder für sich allein glauben kann, aber die Christliche Botschaft, die Gute Nachricht mit anderen geteilt, weitererzählt, gelebt und gefeiert werden will. Dass Gottesdienste dann in verschiedenen Formen ausgestaltet werden können – nach der klassischen Agende, als Osternacht oder als Taizé-Andacht – halte ich für ein starkes Zeichen lebendigen Miteinanders. Eine farbenfrohe Vielfalt mit dem einen gemeinsamen Mittelpunkt.

 

In Ihrer sprachlich durchdachten und sehr anschaulichen Predigt am 4. Juni ging es um die von Menschen gemachte Künstliche Intelligenz und die weitaus vielfältigere Intelligenz, die uns von Gott geschenkt wurde. Was wollten Sie den Gottesdienstbesuchern damit auf den Weg geben?

In einem ersten Schritt sollte der Mensch als intelligent, geistreich, kreativ charakterisiert werden, wodurch sich für ihn reichlich Gelegenheit ergibt, völlig Neues zu denken und zu entwickeln (auf eine ganz andere Weise, als das für die KI zutrifft). Und doch ist der Mensch, so mein zweiter Gedanke, nur ein schwaches Abbild der „Kreativität“ Gottes, der – vgl. Joh. 3: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen – eine Neugeburt schenken kann. Wenn wir aber aus dem Geist geboren sind, so gilt: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Das heißt für unser Verhältnis zur KI: keine Angststarre vor einer neuen technischen Entwicklung, sondern Dankbarkeit für deren Nutzungsmöglichkeiten, allerdings gepaart mit kritischer Begleitung.

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch!                                                                                 Anne Perlick