Unser Pfarrhaus in Bad Brückenau

Pfarrhaus Bad Brückenau
Bildrechte Pfarramt Bad Brückenau
Das altehrwürdige Pfarrhaus im Auerhahnweg.

Dieses Pfarrhaus zählt sicher zu den schönsten in der ganzen bayrischen Landeskirche. Aber es ist in die Jahre gekommen. Die meisten energetischen Renovierungen sind in seiner langen Entwicklung an ihm vorbei gegangen. Um das Haus auf den neusten Stand zu bringen, wäre bei der Größe des Hauses (es war ja früher nicht nur Pfarrhaus, sondern auch Kirche) eine Summe aufzubringen, die nach Schätzung unseres Kirchenarchitekten die halbe Million weit überschreitet. Bei dem, was die Landeskirche zur Zeit bereit ist, für eine Instandsetzung zu zahlen, müssten wir uns als Gemeinde mit geschätzten 400 bis 500tausend Euro überschulden.

Deshalb hat sich der Kirchenvorstand unserer Gemeinde für den Neubau eines Pfarrhauses entschieden. Instandsetzungszuschuss der Landeskirche und der Verkaufserlös des alten Pfarrhauses würden einen Neubau auf einem Teilgrundstück im Auerhahnweg oder unten an der Friedenskirche ermöglichen.

Wir arbeiten auf allen Ebenen an diesem Projekt, um einem/r  neuen PfarrerIn mit PartnerIn oder Familie eine freundliche und schöne Wohnung in unserer herrlichen Rhönlandschaft bereitzustellen.

Geschichte des alten Pfarrhauses von Bad Brückenau

Die ersten evangelischen Christen haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen evangelischen Verein gegründet, um für ein eigenes Gotteshaus in der katholischen Diaspora Geld zu sammeln.  Zum Beten und zur gottesdienstlichen Versammlung trafen sie sich zunächst in einem Raum im ehemaligen Landratsamt (heute das große Wohnmietshaus neben der katholischen Kirche). Dann wurden Pläne geschmiedet, und die Stadt überließ der evangelischen Gemeinde das große Grundstück am Auerhahnweg.

In der armen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg reichte aber das Geld nicht für eine Kirche mit großem Glockenturm und Gemeindehaus mit Pfarrwohnung neben  der Kirche. Die wunderbaren Pläne wurden eingeschmolzen auf ein Gebäude mit Pfarrwohnung und Büro in Keller und Erdgeschoss und darüber die Pfarrwohnung, deren  Diele in den kommenden Jahrzehnten als Gemeinderaum genutzt wurde. Viele Male habe ich von älteren Gemeindegliedern den Satz gehört: „Wo sie wohnen, Herr Pfarrer, in ihrer Diele, da haben wir Konfirmandenunterricht gehabt … beim Pfarrer Kolb … oder beim Pfarrer Zoller“.

Auf dem Dach war ein kleiner Glockenturm, der aber leider abgerissen wurde. Die Glocken  wurden später in die Friedenskirche gebracht und im Turm der neuen Kirche aufgehängt.

Wenn ich heute zu unserer Wohnung die Treppen hochgehe, denke ich manchmal daran, wie es war, als hier sonntags die evangelischen Christen zu ihrem Gottesdienst gingen - mit welcher Gemütslage – in Freud und Leid. Auf der Höhe der Decke des ersten Stockes war eine Empore mit Orgel. Von dort soll eine Frau aus der Gemeinde mit einem Taschentuch Zeichen gegeben haben, ob wieder ein Spitzel der GESTAPO den Gottesdienst überwachte,  um Pfarrer Kolb als Regimegegner anzuzeigen. Mit wenigen Kollegen unseres Dekanats war er regimekritisch. Obwohl er die wichtige seelsorgerliche Betreuung des Truppenübungsplatzes Wildflecken mit versah, wurde er nach langem Dagegen-kämpfen einberufen und auch sein junges Leben, wie so viele, sinnlos geopfert. Im Pfarrhaus hatte er seine Hochzeit gefeiert. Hier wurde sein Kind zur Welt gebracht. Hier musste er sich von seiner jungen Familie verabschieden.

Bei einer Jubelkonfirmation lernte ich seine Tochter kennen. Sie kam mit folgenden Worten auf mich zu: „Wissen Sie eigentlich, dass ich geboren bin, wo Sie wohnen?“ – Ich wusste gleich Bescheid. Dann berichtete sie, wie sie eines nachts erschrocken aufwachte und an ihren Vater dachte. Sie rief die Mutter, die zu ihr sagte: "Da müssen wir jetzt für den Papa beten!".  Später erfuhr die Familie, dass das der Tag  war, an dem Pfarrer Kolb nach einer Kampfhandlung als vermisst gemeldet wurde und nie wieder auftauchte.

Wie viele Gemeindeglieder haben hier im kleinen Gotteshaus im Auerhahnweg ihre Sorgen ums tägliche Brot, um Gesundheit und um das Schicksal ihrer Lieben in diesen schweren Zeiten vor Gott gebracht! Wie viele Dankgebete wurden hier gesprochen, als endlich wieder Frieden war! Wie viele Gemeindeglieder haben hier in Beichte und Abendmahl Frieden und Freude erfahren dürfen! Wie viele Konfirmanden, Taufkinder und Ehepaare wurden hier gesegnet.  Das steckt alles noch geheimnisvoll in den bescheidenen Mauern.

Bis dann 1958 im Weihnachtsgottesdienst der Putz von der Decke bröselte und eine Weiternutzung nicht mehr zu verantworten war.

Ganz schnell entstand im Jahr 1959 die Friedenskirche im Georgipark und konnte schon im Advent 1959 eingeweiht werden. Das Kirchlein wurde jetzt nur noch als Gemeindebüro und Pfarrwohnung genutzt. Und so wohnten hier Pfarrer Zoller mit Familie, Pfarrer von Czettritz mit Familie, Pfarrer Gollwitzer und  Pfarrer Kirchner mit Familie.