Ökumenische Wallfahrt zum Kreuzberg

Der wallende Pfarrer
Bildrechte Pfarramt Bad Brückenau

Unsere diesjährige Kreuzbergwallfahrt stand unter dem Motto „Brüche“.

Um 5:30 Uhr wurden wir mit Segensworten für Pilgernde und einem kleinen Erlebnisbericht von Pfarrer Kirchner, als ersten Impuls, auf den Weg geschickt. So wie langsam in uns Gedanken dazu Form annahmen, so nahmen auch die Konturen der Landschaft, mit beginnender Helligkeit, langsam Formen an. Der gemeinsame Weg zum Kreuzberg, noch im Dunkel liegend, machte eine Weg-Gemeinschaft aus uns. Einen weiteren Impuls über unser Leben in Vergangenheit und Zukunft nachzudenken, bekamen wir bei einer kleinen Pause von Ruth Neubeck. Beim Zerschlagen einer Schale wurden wir aufgefordert uns eine Scherbe zu wählen. Diese Scherbe symbolisierte, dass es auch in unserem Leben immer wieder zu Brüchen kommt. Manche Bruchkante bleibt für uns auch noch nach Jahren schmerzlich spürbar: kantig, scharf, spitz. Kein Bruch kann rückgängig gemacht, kein Zerbrechen beschönigt oder für immer verdeckt werden. Ute von Landenberg hat sich über die japanische Kunst des Kintsugi informiert und darüber einige Gedanken zu Papier gebracht. Bei dieser Kunstform werden die Scherben wieder zusammengefügt und mit einer besonderen Klebermischung erst recht sichtbar gemacht. Aus Zerschlagenem, Zerbrochenem wird etwas Neues, Kostbares.

Wir als Christen müssen unsere eigene Zerbrechlichkeit, Verletzungen, Scheitern und Schuldig werden, unsere BRÜCHE, nicht verstecken oder verleugnen. Wir dürfen hoffen auf den Einen Gott, der uns immer wieder neu Vergebung zuspricht für die Scherben, die wir verantworten müssen und der den Scherbenhaufen, den andere vielleicht bei uns hinterlassen, aufsammelt und wieder zusammensetzt.

Die Narben, die sichtbar bleiben zeigen aber auch: hier kann mit Gottes Hilfe Heilung stattfinden, wie es im Psalm 147 heißt: „Gott heilt, die zerbrochenen Herzens sind und verbindet ihre Wunden!“ Den Abschluss unserer Wallfahrt bildete der gemeinsame Gottesdienst auf dem Kreuzberg. Mit dem symbolischen Abgeben unserer Scherben, den Scherben des Lebens, an Gott, haben wir die Möglichkeit uns von den Brüchen, den scharfen Kanten und Verletzungen heilen zu lassen. Gott kennt unsere Grenzen, verbindet die Wunden und heilt unsere zerbrochenen Herzen.

Doris Ziegler